Historische Kulturlandschaften

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Rundlinge im Wendland

Im Wendland (Kreis Lüchow-Dannenberg) liegen über 80 Rundlingsdörfer, die im Zuge der Ostkolonisation im 12. Jahrhundert zumeist am Rande feuchter Niederungen von einer damals slawisch geprägten Bevölkerung – den Wenden - geschaffen worden sind. In den Rundlingsdörfern sind große Giebelhäuser nach einem einheitlichen Grundbaukonzept um eine zentrale Freifläche radial angeordnet.

Die zu den Dörfern gehörigen Ackerflächen wurden als schmale und langgestreckte sogenannten Riegenschläge angelegt, wodurch eine gleichmäßige Verteilung der guten und schlechten Böden erreicht wurde. Im Laufe der Zeit erhielt jeder Hof im Dorf zusätzlich Hofwiesen bzw. –weiden, wodurch ein Grünlandgürtel um das Dorf entstand. So entwickelte sich eine einzigartige Kulturlandschaft aus Dörfern und der angrenzenden Flurausprägung. Die Rundlinge im Wendland gelten als „gemeinsame Werke von Mensch und Natur“.

Hallenhäuser und Hecken

Weil die Wenden zunächst nicht christianisiert waren, entstanden Kirchen erst später und immer außerhalb des eigentlichen Rundlings. Die radiale Anordnung der keilförmigen Grundstücke, die kreisförmige Anordnung der Häuser um die zentrale Dorffläche, die gleiche Ausrichtung der verzierten Giebel, die typischen Hallenhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert– all das macht die Unverwechselbarkeit dieser Siedlungsstrukturen aus. Hecken zeigen die Eigentumsgrenzen und dienen dem Schutz der Gärten und Streuobstwiesen. Im 17. und 18. Jahrhundert herrschte im Wendland ein erheblicher Wohlstand z.B. durch Flachsanbau, was man z.T. noch heute an den prächtigen Fassaden der Hallenhäuser ablesen kann.

Abgeschiedenheit

Dass sich gerade im Wendland soviel historische Substanz in den Dörfern erhalten konnte, liegt unter anderem auch daran, dass sich der Landstrich jahrhundertelang in einer Randlage befand. Handelswege machten schon im Mittelalter um das sumpfige Land einen Bogen. Die moderne Landwirtschaft, der Bau von überregionalen Verkehrswegen und andere Errungenschaften moderner Siedlungsentwicklung kamen in der Zeit der deutschen Teilung nicht im Wendland an, da es sich um ein dünn besiedeltes und abgelegenes Grenzgebiet handelte.

Denkmalgeschützte Siedlungen

Viele naturverbundene Großstädter aus Hamburg und Berlin haben über Jahrzehnte der deutschen Teilung hinweg sich hier ein Alters- und Feriendomizil auch in denkmalgeschützten Siedlungen aufgebaut und damit zum Erhalt dieser wertvollen Bausubstanz beigetragen. Der Widerstand gegen die Atomanlagen in Gorleben hat auch eine Sensibilisierung der Bevölkerung und der Kommunalpolitik für ökologische Themen bewirkt, was letztlich auch die Erhaltung naturnaher Landschaftsstrukturen sowie den Ausbau der Biolandwirtschaft in der Region gefördert hat.

Nach Westen wird das Wendland durch die geologischen Formation des Drawehn abgegrenzt. Im hohen Drawehn herrschen trockene Böden vor. Im Gegensatz dazu bietet der niedere Drawehn grundwassernahe Standorte, die zum Teil für Ackerbau und Grünlandwirtschaft genutzt werden Zahlreiche kleine schnellfließende Wasserläufe wurden als Mühlenbäche genutzt.

Die häufiger als anderswo betriebene ökologisch ausgerichtete Landwirtschaft hat zu einem besonderen Reichtum in der Ackerbegleitflora geführt. Dies kann man besonders gut auf dem Feldlilienpfad“in der Nähe des Dorfes Govelin erleben.

Wussten Sie schon?

Das Gebiet mit nahe 19 beieinanderliegeden Rundlingsdörfer ist im Jahr 2013 für eine Bewerbung als Welterbegebiet ausgewählt worden? Dazu gehören z.B. die Dörfer Bussau, Mammoißel und Schreyan. Das ausgewählte Gebiet beginnt ca. 4 km westlich der Gemeinde Lüchow.


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