Kultur hinterm Elbdeich Dannenberger Marsch

Von der Elbe durch den Deich getrennt, von den Städten Hitzacker, Dannenberg, Quickborn und Lan­gendorf „eingegrenzt“, liegt im Südosten der Me­tropolregion, im niedersächsischen Landkreis Lü­chow-Dannenberg, die Dannenberger Marsch. Hier entstand aus einer ungebändigten, unwegsamen und von Elbarmen durchzogenen Auenlandschaft im Laufe mehrerer Jahrhunderte die heutige Kulturland­schaft hinterm Elbdeich.

Dannenberger Marsch

Von Deichen, Wölbäckern, Gräben und Kopfweiden

Während zur Zeit des Mittelalters nur die Siedlungen und Äcker mit Deichen vor den Elbehochwassern ge­schützt wurden, errichteten die Menschen ab dem 16. Jahrhundert eine durchgängige Deichlinie entlang des Elbeufers. Östlich von Hitzacker sind Teilstücke alter Deichbauten am Elbenebenfluss Jeetzel und am Elbealtarm Taube Elbe in den Marschflächen er­halten. Am Fuß dieser Altdeiche finden sich soge­nannte Wölbäcker. Die parallelen, langgestreckten und in der Mitte erhöhten Ackerbeete entstanden im Mittelalter durch das Zusammenpflügen der Erde zur Ackermitte. Auf den Beetkuppen war es den Bauern trotz der hohen Bodenfeuchte möglich, Feldfrüchte und Getreide anzubauen. Die Furchen zwischen den einzelnen Ackerstreifen dienten dabei als Drainage. Heute werden die Wölbäcker als Grünland genutzt und sind vor allem bei Überschwemmungen gut zu erkennen.

Um überhaupt auf den von Natur aus nassen Auen­böden wirtschaften zu können, mussten Gräben zur Entwässerung angelegt werden. Heute durchzieht ein weitverzweigtes Netz solcher Entwässerungs­gräben die fruchtbare Marschlandschaft.

In der weitläufigen Feld- und Wiesenflur fallen die markant gewachsenen Kopfweiden ins Auge. Die Bäume werden regelmäßig in wenigen Metern Höhe geschnitten, sodass aus dem vergleichsweise dicken Stamm an den Schnittstellen dünne Zweige sprie­ßen. Das Laub der Weidenruten wurde in früheren Zeiten für die Winterfütterung, die Triebe als Flecht­material und als Brennholz verwendet. Sehenswerte Exemplare sind bei Nienwedel und Grabau sowie an der Tauben Elbe bei Penkefitz zu finden.

Vom Wohnen auf dem Hügel

Bevor jedoch im Mittelalter an Feldwirtschaft zu den­ken war, galt es, die Siedlungen an hochwassersi­cheren Orten in der flachgründigen Elbmarsch auf­zubauen. Es wurden Wurten – künstliche, aus Klei bestehende Hügel – angelegt, auf denen die gleich­namigen Wurtendörfer entstanden. Die Hofstellen der Dörfer wurden dabei um einen zentralen Dorf­platz errichtet. Nienwedel, Wussegel, Grabau und Penkefitz weisen die historischen Siedlungsstruktu­ren eines solchen Wurtendorfes auf.

Vom Versuch Brücken zu schlagen

Am östlichen Rand der Dannenberger Marsch er­hebt sich bei Kaltenhof das Industriedenkmal der Dömitzer Eisenbahnbrücke über den Elbdeich. Sie wurde 1873 nach dreijähriger Bauzeit als Bestandteil der Eisenbahnlinie Berlin-Wittenberge-Dömitz-Dan­nenberg-Lüneburg-Buchholz in Betrieb genommen. 1945 wurde das östliche Ende der einst längsten Ei­senbahnbrücke Deutschlands durch einen Luftangriff zerstört. Da die Elbe die Grenze zwischen den zwei deutschen Staaten markierte, konnte die Brücke nicht wieder aufgebaut werden.

Mit dem Fahrrad lässt sich das Gebiet auf mehreren thematischen Radrouten erkunden. Hierzu zählen der ELBERADWEG, der Lüneburger Heide Radweg, die Rundtour Stadt-Land-Fluss und die Deutsche Storchenstraße. Die Dannenberger Marsch ist außer­dem Teil des Grünen Bandes Deutschland, das einen einzigartigen Biotopverbund entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze darstellt und ebenfalls mit dem Rad „erfahren“ werden kann.

Ein kulturelles Highlight bildet die jährlich zwischen Himmelfahrt und Pfingsten im Landkreis Lüchow- Dannenberg stattfindende Kulturelle Landpartie. Handwerker und Künstler des Wendlandes öffnen in diesen Tagen ihre Hoftore und stellen ihre Arbeiten aus.

Neben der Dannenberger Marsch gehören die Gartower Elbmarsch sowie die Kremper Marsch und
die Haseldorfer Marsch zu den Elbmarschen in der Metropolregion Hamburg.

Dömitzer Eisenbahnbrücke - Symbol der Deutschen Teilung

  • ursprüngliche Gesamtlänge: 1050 m
  • Baustil: Brückenbau des 19. Jahrhunderts
  • Architekt: Ernst Häseler (Berlin)
  • Funktion: Zweigleisige Brücke mit Fußgängerüberweg
  • Konzeption: 1 Drehbrücke
  • 4 große Brückenbögen, 20 kleine Brückenbögen
  • 4 Wehrtürme - 2 je Ufer
  • heutige Länge: etwa 550 m
  • heutiger Bestand: 16 kleine Brückenbögen, 2 Wehrtürme

(Der Text entstand im Rahmen einer Projektgruppe am Institut für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover - Janna-Edna Bartels; Kristina Busse; Rea Dehnbostel; Christiane Hörmeyer; Annika Ötzmann; Katharina Richter)


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