Wasser marsch Steinburger Elbmarschen

Die Elbmarschen der Unterelbe im Kreis Steinburg grenzen im Norden an den Nord-Ostsee-Kanal, im Südwesten an die Elbe, im Südosten an die Landschaft Haseldorfer Marsch mit dem Fluss Krückau sowie im Nordosten an die landeinwärts gelegene Moränengeest und die davor liegenden Moore. Der Fluss Stör bildet die Grenze zwischen der Wilster- und der Krempermarsch.

Steinburger Elbmarschen

Nachdem zunächst die Haseldorfer Marsch, die kleinste der vier holsteinischen Elbmarschen eingedeicht wurde, begann ab dem 12. Jh. die systematische Kultivierung der Steinburger Elbmarschen unter der Mitwirkung holländischer Kolonisten. Die im Deich- und Entwässerungsbau erfahrenen Neusiedler machten das sumpfige und von Überschwemmungen geprägte Marschland durch die Anlage von Grüppen, Gräben und Wettern sowie den Bau von Deichen und Schleusen urbar. Niederländisch geprägte Marschhufendörfer, gekennzeichnet durch schmale lange Ackerfluren, begleitet von Entwässerungsgräben und erhöhte Warften bestimmen bis heute in weiten Teilen das Landschaftsbild.

Schöpfwindmühlen sorgten für Besiedlung

Die Voraussetzung für die flächendeckende Besiedlung der tief liegenden Wilstermarsch, hier befindet sich mit 3.54 m unter dem Meeresspiegel die tiefste begehbare Landstelle Deutschlands, schufen die gegen Ende des 16. Jahrhunderts aufkommenden Schöpfwindmühlen nach holländischem Vorbild. In ihrer Hochphase prägten bis zu 350 kleine hölzerne Entwässerungswindmühlen das Landschaftsbild. Heute bestimmen elektrische Schöpfwerke die gesamte Region. Sie lösten ab Mitte des 20. Jahrhunderts gänzlich die wind- und dampfbetriebenen Schöpfwerke ab. Wahrzeichen der Wilstermarsch ist dennoch die einzige erhaltene museal genutzte Bockwindmühle Honigfleth an der B 5 bei Wilster.

Prächtige Bauernhäuser

Die Bedingungen für die Siedler waren in vielfacher Hinsicht günstig. Sie waren frei von Leibeigenschaft, hatten ein Recht auf Grundbesitz und das Erbrecht war nicht festgeschrieben. Neben diesen sozialen Voraussetzungen führten die fruchtbaren Böden sowie die günstigen Verkehrsanbindungen über die Kanäle und Flüsse zu hohen Umsätzen und Wohlstand in der Region, der sich anhand der vielen erhaltenen Bauernhäuser und Scheunen aus der Zeit des späten 16. bis 19. Jahrhunderts ablesen lässt. Die selbstbewusste und wohlhabende Bauernschicht errichtete stattliche, reetgedeckte und im Wohnteil prachtvoll ausgestattete Bauernhäuser. Der niederdeutsche Hallenhaustyp, in der Wilstermarsch auch als „Husmannshus“ bezeichnet, wird von einer breiten, die gesamte Hauslänge einnehmenden Durchgangsdiele bestimmt. Neben dem Husmannshus gibt es in der Wilstermarsch noch einen weiteren Haustyp, das „Barghus“, dessen Herkunft vermutlich auf die zweite holländische Einwanderungswelle im 16. Jh. zurückzuführen ist. Das nur in der Wilstermarsch beheimatete Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit zentralem Barg = Bergeraum ist in seiner Bauart auf die von den holländischen Siedlern eingeführte Milchwirtschaft einschließlich der Butter- und Käseherstellung ausgerichtet. Der Wilstermarschkäse ist bis heute eine Spezialität der Region.

Marschbahn und Nord-Ostsee-Kanal

Die Industrialisierung im 19. Jahrhunderts führte in den Elbmarschen aufgrund des erhöhten Nahrungsmittelbedarfes in den wachsenden Städten zur „goldenen Zeit“ der Marschbauern. Viele Bauernhäuser wurden in dieser Zeit vergrößert und modernisiert. Für die bessere Versorgung und Anbindung der Städte wurden die Straßen und Wege ausgebaut und der Anschluss an das Eisenbahnnetz  hergestellt. Die Marschbahn eröffnete 1845 die Bahnstrecke von Elmshorn nach Glückstadt. Einen wesentlichen Einschnitt in den Landschaftsraum der reliefarmen Wilstermarsch stellte der 1895 eingeweihte Nord-Ostsee-Kanal dar. Die hohen Eisenbahndämme, Stahlfachwerkbrücken oder Schleusenanlagen sind heute ein wichtiges Identifikationsmerkmal der Region. Sie können auf kilometerlangen Fahrradwegen beidseits des Kanals erkundet werden.

Krempe und Wilster

Die Hauptorte der ab dem Mittelalter kultivierten Elbmarschen waren bis zur Gründung der Festungsstadt Glückstadt die Städte Krempe und Wilster. Das von 1585 erhaltene Renaissance-Rathaus Wilsters zeugt vom wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt im 16. Jahrhundert, der in der Lieferung von Getreide nach Hamburg und im Fernhandel mit eigenen Schiffen bis nach Schottland und Portugal begründet war. Die Stadt Krempe wurde ab 1535 zur Festung mit Wallgraben, Bastionen und vier Toren ausgebaut. Zu dieser wirtschaftlichen Blütezeit war Krempe nach Rendsburg die zweitgrößte Festung in Schleswig-Holstein. Über die Kremperau wurde Handel mit Städten wie Venedig und Lissabon betrieben. Aus dieser Zeit sind Teile der Festungsanlage sowie das repräsentative Fachwerk-Rathaus am Marktplatz erhalten. Die heutigen Verwaltungszentren der Kremper- und Wilstermarsch konnten in ihren Ortskernen einiges vom Charme der Vergangenheit bewahren. In manchen Straßen scheint die Zeit vor vielen Jahren stehen geblieben zu sein.

Glückstadt

Die Stadt Glückstadt wurde ebenfalls unter der Mitwirkung niederländischer Siedler Anfang des 17. Jahrhunderts planmäßig der Wildnis abgerungen. Die Festungs- und Hafenstadt an der Unterelbe sollte dem wachsenden Hamburg wirtschaftlich und militärstrategisch einen Gegenpool bieten. Die 1617 gegründete Stadt stellt bis heute den Idealtyp einer auf dem Reißbrett angelegten Radialstadt der Neuzeit dar und besitzt durch die gut erhaltene, über die Jahrhunderte gewachsene Bausubstanz den Charakter eines Stadtdenkmals. Der historische Stadtkern ist nicht nur als attraktives Reiseziel in Norddeutschland bekannt, sondern auch für den „Glückstädter Matjes“ oder das „Glückstädter Gemüse“. Der Glückstädter Hafen erlebte in den letzten Jahren eine gelungene Umwandlung vom ehemals gewerblich genutzten zum Stadt- und Freizeit-Hafen mit Gastronomieangeboten, einer Jugendherberge und vielen Möglichkeiten zum Verweilen.


Steinburger Elbmarschen

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