Ein Land aus dem Meer Nordseemarschen

Das typische Marschland an der Nordsee ist besonders gut in Dithmarschen zwischen Elbe- und Eidermündung und zwischen der hügeligen, durch die Eiszeit geprägten Geest und der Nordsee zu erleben. Zum Teil ist das Land erst in historischer Zeit durch Eindeichung dem Meer abgerungen worden. Wir unterscheiden die alte Marsch, die seit vorchristlicher Zeit bis zum Mittelalter durch Eindeichung entstanden ist, und die jungen Seemarschen, die sich heute mit zahlreichen Kögen bis zur Nordseeküste anschließen.

Nordseemarschen

Vor etwa 2.500 Jahren entstanden die ersten Seemarschen. Sie bildeten sich aus der gezeitenbedingten Ablagerung von Sand und Schlick. Einer der ersten Besiedler des Watts ist der Queller, eine dickfleischige, salztolerante Pflanze, die Überschwemmungen durch Meerwasser verträgt. Anschließend entwickeln sich auf Schlickboden die typischen Salzwiesen.

Ein Besuch der Salzwiesen lohnt sich besonders im August, wenn die Pflanzen der Salzwiesen zur Blüte gelangen. Dort, wo sich die Pflanzen weitgehend ungehindert entwickeln können, blühen Strandgrasnelke, Salzschuppenmiere, Strandflieder, Strandaster, Wermut und Keilmelde. Man bezeichnet den „fetten“, kalkreichen Boden des eingedeichten Marschlandes als Klei. Hier lässt sich besonders gut Gemüse, insbesondere Kohl, anbauen. Daher sind auch die jährlich veranstalteten Dithmarscher Kohltage im September weit über die Region hinaus bekannt und beliebt.

Siedlung auf Warften

Die Besiedlung der Marsch begann im letzten Jahrtausend vor Christi Geburt. Sie erfolgte zunächst auf künstlichen Anschüttungen aus Mist und Kleiboden, den sogenannten Dorf- bzw. Hofwurten. In Nordfriesland werden diese Schutzhügel als Warften bezeichnet. Seit dem 12. Jahrhundert sicherte dabei ein Seedeich, der teilweise die Dorfwurten miteinander verband, das neue Land. So entstanden die Köge. Als einen Koog bezeichnet man das flache Marschland, das durch Deichbau und Entwässerung aus der Nordsee gewonnen ist. Da ein Koog oft niedriger als der Wasserspiegel der angrenzenden Gewässer liegt, muss das Binnenland ständig entwässert werden. Die Aufgabe der Entwässerung übernehmen heute Vorfluter, Siele und Schöpfwerke.

Die Dithmarscher Freiheit

Auf den neu gewonnenen Flächen erwirtschafteten die Bauern schon vor vielen Jahrhunderten hohe Erträge. Natürlich weckte dies Begehrlichkeiten der benachbarten Fürsten. Zwar war Landesherr der Dithmarscher der Erzbischof von Bremen, de facto bestand die Landschaft aber bis zum Landrecht von 1447 aus einer Republik autonomer Kirchspiele, in denen die bäuerlichen Führungsschichten den Ton angaben. Mit dem Landrecht von 1447 entstand eine bäuerliche Republik mit einem Rat von 48 Regenten, die über Gesetzgebung, Verwaltung und auswärtige Politik entschieden. Eine Demokratie im heutigen Sinne war dies allerdings nicht, weil die auf Lebenszeit in das Gremium entsandten Entscheidungsträger nur aus den reichen und angesehenen Familien stammten. Die armen Leute hatten damals in Dithmarschen genauso wenig zu sagen wie diejenigen unter einer Fürstenherrschaft.

Vogelwelt auf den Salzwiesen

Mitte März kommen in der Regel die ersten Säbelschnäbler als auffälligste Brutvögel aus ihren Überwinterungsgebieten in Südeuropa und Westafrika zurück nach Schleswig-Holstein. Im Mai schlüpfen die ersten Küken. Der jüngste Koog in Dithmarschen ist der Speicherkoog. Er wurde erst 1979 insbesondere als Küstenschutzmaßnahme und Speicherraum für die Binnenlandentwässerung komplett eingedeicht und dient heute als Naturschutz- und Naherholungsgebiet. Mit dem Bau einer Beobachtungsplattform und einer Beobachtungshütte am Naturschutzgebiet (NSG) Kronenloch bekommen die Gäste einen Einblick in die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt des Schutzgebietes.

Im nördlichen Bereich des NSG Wöhrdener Loch wird versucht, durch Beweidung u.a. mit Konik-Pferden, Schafen und Rindern den Lebensraum für typische Küsten- und Wiesenvögel zu erhalten. Die Koniks, deren Urahnen aus den Steppen und Waldgebieten der Ukraine und Ostpolens stammen, sind  sehr robuste Tiere, die das ganze Jahr über im Schutzgebiet bleiben.

Wussten Sie schon?

An der schleswig-holsteinischen Westküste und der Unterelbe wurden im Laufe der Jahrhunderte über 230 Köge gewonnen. Getreu dem Motto: Wer nie will dieken, mut wieken! (Wer nicht will deichen, muss weichen!)


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