Nachhaltig leben auf dem Land: Zukunftstour zieht Bilanz in der Biosphärenregion Elbe-Schaalsee
Mit dem Leitprojekt „Biosphäre.Regional-Nachhaltig“ unterstützt die Metropolregion Hamburg ihre Biosphärenreservate mit dem Ziel, diese Regionen zu überregional ausstrahlenden Aushängeschildern der Nachhaltigkeit zu machen. Damit nimmt sie eine Empfehlung der OECD auf, das Potenzial dieser Regionen besser zu nutzen. Im Rahmen einer Zukunftstour aufs Land zog das Projekt Bilanz.
Die UNESCO-Biosphärenreservate sind besondere Naturlandschaften von internationalem Rang und beliebte Urlaubs- und Naherholungsziele. Sie zeichnen sich durch ihren Artenreichtum aus. Es sind Kulturlandschaften, die durch menschliche Nutzung, aber auch durch den anhaltenden Strukturwandel geprägt sind.
Im Rahmen des Projekts wurden Wege gesucht, mit den Menschen vor Ort neue Perspektiven für ein gutes Leben zu entwickeln und gleichzeitig die Landschaften der Biosphärenreservate zu schützen. Dazu wurden Netzwerke geschaffen und Lösungsansätze für nachhaltiges Handeln erarbeitet, die zur Nachahmung inner- und außerhalb der Metropolregion Hamburg anregen. Ziel war es, eine nachhaltige Entwicklung der Region in ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Hinsicht zu unterstützen. Dazu Lukas Völsch, Erster Stellvertreter des Landrats des Landkreises Ludwigslust-Parchim: „Der Erhalt des ländlichen Raums mit attraktiven Arbeits- und Lebensbedingungen ist von großer Bedeutung für die Metropolregion Hamburg. Zum einen erfordern unsere Klimaschutzziele neue Strategien, zum anderen verlangen Strukturwandel und demographische Entwicklung auf dem Lande entschlossenes Handeln. Durch die Zusammenarbeit von Kommunen, Biosphärenreservaten und der Wirtschaft wurde hier ein ganzheitlicher Ansatz für die Region verfolgt.“ Katrin Patynowski, die erste Stellvertretende des Landrats des Landkreises Nordwestmecklenburg, resümiert: „Im Leitprojekt Bio.Re-Na sind dank des engagierten Einsatzes der Menschen vor Ort konkrete Handlungsmöglichkeiten entstanden, die eine nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Kommunalentwicklung, Tourismus und Landwirtschaft voranbringen. Für die Zukunft des Leitprojekts gilt es nun, die vielen Ergebnisse, die gesammelten Erfahrungen und das erlangte Wissen in die Region und darüber hinaus zu tragen. Hierfür braucht es eine starke Kommunikation. Die im Leitprojekt neu entstandenen Netzwerke können dazu einen wichtigen Beitrag leisten.“
Nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft
Ein Wechsel zu einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft ist ein Baustein für mehr Klimaschutz, Biodiversität und einer besseren regionalen Versorgung. In diesem noch laufenden Projektbaustein steht die Vernetzung von regionaler Produktion, Verarbeitung und Vertrieb im Vordergrund. Durch ein Netzwerk aus konventionell wirtschaftenden und bereits zertifizierten Betrieben werden Kooperationen zwischen Erzeugern sowie Verarbeitern und Anbietern geschaffen. So unterstützt das Projekt, die Zusammenarbeit in der Region, baut gemeinsam mit Supermarktketten und Marken, Märkte und Wertschöpfungsketten aus, um so eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu stärken. Auf dem Luisenhof in Wiebendorf werden zum Beispiel Bioprodukte frisch vom Hof vermarktet und im Hofcafé angeboten, was die Wertschätzung regionaler Produkte stärkt und die Wertschöpfung in der Region hält. Davon konnten sich die Teilnehmenden der Zukunftstour bei einem Stopp überzeugen.
Nachhaltige Kommunalentwicklung
In diesem Projektteil ging es darum, Politik und Verwaltung innovative Ideen für nachhaltiges Handeln aufzuzeigen. 17 Kommunen aus den vier Landkreisen Ludwigslust-Parchim, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg und Nordwestmecklenburg haben Unterstützung erhalten, um ihre Kommunen langfristig ökologisch, sozial und wirtschaftlich zukunftsfähig aufzustellen. Dazu haben Projektmanagement und Studierende der Nachhaltigkeitswissenschaften der Leuphana-Universität zusammen mit den Kommunen Ideen entwickelt und in konkreten Projekten umgesetzt. Schwerpunktthemen waren zum Beispiel die nachhaltige Energieversorgung oder die Entwicklung der Ortskerne. Ein Ergebnis des Projektes ist die Intitiative für den ersten Nachhaltigkeitsbericht der Stadt Boizenburg. In Damnatz wurde eine Bestands- und eine Potenzialanalyse für die kommunale Wärmeplanung durchgeführt. Entstanden ist ein Konzept für die Nahwärmeversorgung, bei dem auch die Menschen vor Ort einbezogen wurden. Dazu Dagmar Schulz, Landrätin des Landkreises Lüchow-Dannenberg auf der Tour: „Das Thema nachhaltige Wärmeversorgung ist für uns im Landkreis aktueller denn je. Die Gemeinde Damnatz nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. Sie hat begonnen, proaktiv ihr Potenzial für eine Umstellung auf eine nachhaltige Wärmeversorgung zu erfassen, wie sie ab 2024 durch das Klimaschutzgesetz als „Kommunale Wärmeplanung“ in größeren Gemeinden vorgeschrieben ist.“
Nachhaltiger Tourismus
Auch der Umbau der Tourismusbranche hin zu nachhaltigen, klima- und umweltfreundlichen Angeboten im Gastgewerbe wurde begleitet. Hier ging es um die Schaffung nachhaltiger Angebote und Qualitätsverbesserungen in den Bereichen Beherbergung, Gastronomie, Erlebnis sowie Mobilität und Infrastruktur. So ist es gelungen regionale Wertschöpfungsketten durch Kooperation von Unternehmen und Landwirtschaft zu stärken. Ein Beratungsangebot für Unternehmen unterstützte das Bewusstsein für qualitativ hochwertigen, nachhaltigen und sanften Tourismus. Ebenso zielte das Projekt auf Verbesserungen der Mobilitätsangebote für Gäste. Ein Konzept für Neugründung oder Erweiterung hilft dabei. Wie dieser Umbruch gelingen kann, konnten sich die Gäste der Zukunftstour auf dem Pferdehof des Landhotel Pferdeschulze anschauen, der derzeit auf dem Weg zur Zertifizierung als Partner der Biosphärenreservate ist. Dazu Janna Hoveida, Leiterin der Stabsstelle Klimaschutz, Kreisentwicklung und Wirtschaft des Landkreises Lüneburg: "Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Entwicklungsziel der Metropolregion Hamburg. Dabei spielt auch der Tourismus in der Region eine bedeutende Rolle. Im Projekt konnten wir das Zusammenspiel zwischen hochwertiger Naturlandschaft und Tourismusangebot in der Region verbessern. Der besichtigte Betrieb ist eines von vielen positiven Beispielen des Projektes. Es konnten neue Wege aufgezeigt werden und umsetzungsorientierte Maßnahmen entwickelt werden, die den Tourismus nachhaltig gestalten und einen positiven Beitrag zum Schutz der wertvollen Naturlandschaften der UNESCO-Biosphärenreservate an Elbe und Schaalsee leisten."
Partner des Projektes:
Landkreise Ludwigslust-Parchim, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und Nordwestmecklenburg, 17 Samtgemeinden und Ämter, Biosphärenreservate, Bauernverbände Nordostniedersachsen und Ludwigslust sowie Industrie- und Handelskammer zu Schwerin und Lüneburg-Wolfsburg. An der Umsetzung des Projekts beteiligt waren ferner Tourismusorganisation Flusslandschaft Elbe und Tourismuskoordination Lüchow-Dannenberg, Leuphana Universität Lüneburg, Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie einzelne Landwirte und Unternehmen.
Hintergrund:
Deutschlandweit gibt es 17 UNESCO Biosphärenreservate. Mit knapp 10.800 m2 liegt mehr als die Hälfte der Fläche in der Metropolregion Hamburg zwischen Nordsee, Elbe und der Schaalsee-Region. Biosphärenreservate sind Regionen, in denen nicht nur die Natur bewahrt wird, sondern auch wirtschaftliche, soziale und kulturelle Ziele verfolgt werden. Sie sollen sich weiter entwickeln und an die moderne Arbeitswelt anpassen. In der Metropolregion Hamburg gibt es besonders im Ländlichen erhebliche Herausforderungen wie Abwanderung und die Versorgung der Bevölkerung mit Bildung, Nahverkehrs- und Kulturangeboten. Aber es gibt auch Potenziale, die es zu nutzen gilt. Wertvolle Landschaften wie die Flusslandschaft Elbe und die Schaalsee-Region gehören zu wichtigen Potenzialen der Peripherie, aber auch der Metropolregion insgesamt. Sie bereichern durch eine hohe Lebensqualität und sind ein wichtiger Standortfaktor für die hier lebenden 5,3 Millionen Menschen.
Ihre Vermarktung sowie die Weiterentwicklung und gleichzeitiger Erhalt von Natur und Landschaft sind wichtige Aufgaben für die Zukunft. Dies soll sich nicht auf die touristische Nutzung und Vermarktung beschränken. Ein weiterer Schritt ist es, der ansässigen Bevölkerung Perspektiven zu bieten, und eine ausgewogene, regionale Entwicklung zu ermöglichen.