Hintergrund ist, dass der touristische Erfolg für Häfen und Orte ganz wesentlich durch die besondere Wirkung und Aufenthaltsqualität der öffentlichen Räume gesteigert werden kann. Dabei geht es nicht immer um aufwändige Investitionen, sondern vor allem um ein stimmiges und konsequentes Gesamtkonzept, machte der Architekt Karl Wefers, Geschäftsführer der Seebauer, Wefers und Partner GbR Landschafts- und Stadtplaner aus Berlin, in seinem Fachvortrag deutlich. Als Zielgruppe gelten dabei nicht nur Bootstouristen, sondern auch „Landtouristen“, die immer wieder gern Häfen ansteuern, um am Wasser zu sein, Schiffe zu beobachten und ein wenig zu bummeln oder benachbarte historische Innenstädte zu besuchen. Sie genießen die besondere maritime Atmosphäre und die oftmals am Hafen konzentrierten touristischen Angebote wie Gastronomie, Freizeit- und Einkaufsangebote, oder sie besuchen Museen oder Events in den Häfen.
Die Teilnehmer zeigten sich beeindruckt von den konkreten Gestaltungsbeispielen aus Deutschland und dem benachbarten Ausland, aber auch von den generellen Planungsprinzipien, die überall angewendet werden können:
das Wasser konkret erlebbar zu machen, zum Beispiel über Treppen und Aussichtspunkte,
Klarheit zu schaffen, Räume zu bilden, zum Beispiel durch Steelen oder Bäume,
(Wahr-)Zeichen zu setzen mit maritimer Thematik,
angenehme und komfortable Aufenthaltsräume zu schaffen, zum Beispiel durch Bänke mit Windschutz,
gezielt Beleuchtung einzusetzen.
Die anschließende Diskussion mit Hafenbetreibern und Gemeindevertretern drehte sich zunächst um die Frage, wie die Entwicklungschancen an der Elbe angesichts der vorherrschenden kleinteiligen Vereinsstrukturen und knapper Mittel einzuschätzen sind. Wichtige Erkenntnis dabei: nicht jeder Hafen muss alles bieten und nicht jeder Hafen muss über eine Citylage verfügen. Denn Bootstouristen, die sich über mehrere Tage in der Region aufhalten, schätzten gerade einen Mix aus städtischen Häfen mit umfassenderen Versorgungsmöglichkeiten und ruhigen Naturhäfen. Jeder Hafen muss sein Profil finden und sich auf seine bevorzugten Zielgruppen ausrichten und diese konsequent ansprechen – z.B. auch mit einer besonderen Ausstattung, überaschenden Ideen für kleine und große Mitreisende, touristischen Informationen zum Umfeld und persönlichem Service. Dafür gab es im Workshop viele gute Ideen und Ansätze.
In einem Punkt waren sich alle einig: die Häfen an der Elbe sind wichtige touristische Kristallisationspunkte und bieten touristische Impulse für die gesamte Region. Gleichzeitig, so machte Jan Kobernuß, Geschäftsführer der ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH deutlich, die das Projekt „Kurs Elbe“ fachlich betreut, steige die Wettbewerbsintensität im Wassertourismus. „Ohne weitere Anstrengungen bei Qualität, Service und Aufenthaltsqualität wird es nicht gehen“, so der Tourismusberater.
Was viele Hafenbetreiber und Kommunen umtreibt, ist neben der fehlenden eigenen Finanzkraft vor allem die drohende Herabstufung der Elbe durch das Bundesverkehrsministerium. Schon heute schränken immer wieder Sandbänke den Bootsverkehr ein, der Aufwand für das Ausbaggern von Hafenzufahrten kann von den Vereinen kaum geleistet werden. Verschlechtert sich die Befahrbarkeit der Elbe oder wird ihre Befahrbarkeit für bestimmte Boots- und Schiffstypen unmöglich, dann lassen sich größere Investitionen in die Entwicklung der Häfen langfristig kaum amortisieren. Besondere Chancen für die Elbstädte durch die Flusskreuzfahrt können schon heute nicht ausgeschöpft werden, weil die notwendige Wassertiefe nicht gewährleistet werden kann und es beispielsweise in Dömitz auch genehmigungsrechtliche Einschränkungen gibt. Hier fordern Hafenbetreiber und Kommunalvertreter verlässliche politische Lösungen, um Investitionen und die Entwicklung des Tourismus an der Elbe zwischen Hamburg und Wittenberg nicht auszubremsen.
Wie wichtig diese sind, zeigen zwei Bauvorhaben in Hitzacker, die Samtgemeindebürgermeister Jürgen Meyer und Dipl.-Ing. Martin Hannemann vom Ingenieurbüro Rauchenberger GmbH aus Dannenberg vorstellten: Die Kommune hat jüngst in den Ausbau von hafennahen PKW- und Wohnmobilstellplätzen investiert, und als private Investition beginnt jetzt der Ausbau des Hafens Hitzacker von 89 auf 145 Liegeplätze, verbunden mit weiteren Maßnahmen wie neuen Steganlagen, Strom- und Abwasserleitungen, einer neuen Slipanlage oder auch dem neuen Hafenpavillon inklusive Toiletten und Aussichtsplattform für Touristen.
Zufrieden mit der Veranstaltung zeigte sich nach der anschließenden gemeinsamen Besichtigung des Hafens in Hitzacker Jens Kowald, Projektleiter beim Projekt „Kurs Elbe. Hamburg bis Wittenberge“ und Geschäftsführer der Flusslandschaft Elbe GmbH: „Wir haben heute ganz wichtige Anregungen zur Attraktivierung der Häfen an der Elbe geben können und am Beispiel des Hafens Hitzacker gesehen, wie in Aufenthaltsqualität und touristische Attraktivität investiert wird. Aber: die Häfen und Tourismusorte an der Elbe brauchen auch weiter Unterstützung bei ihrer touristischen Entwicklung, deshalb ist das gemeinsame, länderübergreifende Projekt ‚Kurs Elbe‘ so wichtig und nützlich.“
Zum Hintergrund: „Kurs Elbe“ ist ein Leitprojekt der Metropolregion Hamburg mit dem Ziel, den Wassertourismus auf und an der Elbe weiterzuentwickeln. In dem Projekt haben sich Kooperationspartner aus fünf Bundesländern zusammengeschlossen: die niedersächsischen Landkreise Lüneburg, Harburg und Lüchow-Dannenberg, aus Schleswig-Holstein das Herzogtum Lauenburg, der Bezirk Hamburg-Bergedorf, aus Mecklenburg-Vorpommern ist der Landkreis Ludwigslust-Parchim dabei und aus Brandenburg die Prignitz. Neben der besseren touristischen Positionierung und Profilierung des Elbeabschnittes durch optimierte Angebotsvernetzung und Information geht es auch darum, die wassertouristische Infrastruktur weiter zu qualifizieren und auszubauen.
Rückfragen unter: Jens Kowald Geschäftsstelle der | Jan Kobernuß, |