Dialog 4 | Februar – Mai 2022 Beteiligung der Fachöffentlichkeit: Die besten Ideen auswählen

Die fachliche Beteiligung ist ein zentraler Baustein im Dialogprozess auf dem Weg zu einem Räumlichen Leitbild für die Metropolregion Hamburg. Nach Vorlage der beiden Entwürfe für die Zukunft der Metropolregion sind nun die Akteure in der Region gefragt, ihre fachliche Einschätzungen  zu geben.

Beteiligung der Fachöffentlichkeit: Die besten Ideen auswählen

Auf der Zwischenkonferenz im Kloster Zarrentin haben die beiden Büroteams Urbanista/Defacto und RHA/RABE Landschaften ihre Entwürfe für die Zukunft der Metropolregion vorgelegt. Nun sind die Akteure in der Region gefragt, aus den Entwürfen auszuwählen, welche Entwicklungsstrategien und Raumfiguren mit ins Räumliche Leitbild genommen werden sollen. Die fachliche Beteiligung ist ein zentraler Baustein im Dialogprozess. Die zwei Entwürfe sollen uns inspirieren, verschiedenste Entwicklungspfade für die Metropolregion bis zum Jahr 2045 neu zu denken und strukturiert zu diskutieren. Beide Büroteams machen dabei unterschiedliche Vorschläge für die raumstrukturelle Entwicklung der Metropolregion Hamburg. Um in der nächsten Projektphase beide Entwürfe zu einem Leitbild zu verdichten, ist die fachliche Beteiligung ein entscheidender Schritt.

Die fachliche Beteiligung setzt sich aus drei Bausteinen zusammen: Die Träger der MRH werden aufgefordert fachliche Einschätzungen zu den beiden Entwürfen abzugeben. Es werden zum 4. Mai 2023 mindestens 30 fachliche Einschätzungen eingereicht. Weiterhin werden Kommentare der Fachöffentlichkeit über DIPAS und durch einen Termin mit den FAGn und einigen Zukunftsagendaprojekten erstellt. Diese bilden die Grundlage für die Verdichtung. Die Unterlagen für alle Beteiligungen sind die gleichen und können hier zentral eingesehen werden.

Entwurf von Urbanista/Defacto: Greater North

Gesamtbild der Metropolregion im Jahr 2050 - Entwurf des Büroteams Urbanista/Defacto Gesamtbild der Metropolregion im Jahr 2050 – Entwurf des Büroteams Urbanista/Defacto



Ausgangspunkt des Entwurfs des Teams urbanista / defacto ist eine Landkarte mit Herausforderungen und Chancen, denen die MRH in den nächsten 25 Jahren sehr wahrscheinlich ausgesetzt sein wird. Vom verschärften Klimawandel über ökonomische Kräfteverschiebungen und ihre regionalen Folgen bis zu einer neuen Rolle als europäische Energieregion ersten Ranges und Profiteurin der neuen Fehmarnbelt-Querung. Der Entwurf gibt den möglichen Dynamiken Raum und macht einen Vorschlag die strukturelle Schwäche der räumlichen Fragmentierung und der zu geringen regionalen Arbeitsteilung zu überwinden.

Der Entwurf geht dabei in drei Kapiteln auf unterschiedliche Aspekte der Raumstruktur ein. Zentrale Raummuster der sozioökonomischen Entwicklung sind neue „Dynamikräume“, in denen sich die angenommene neue ökonomische Dynamik primär fokussiert. Die Dynamikräume entlasten den metropolitanen Kern der Region und bilden eigene urbane Qualitäten herausbilden. Neben der „Deltastadt“ und dem „Überseeland“ rund um die Industriezentren an Elb- und Wesermündung, sollen weitere Dynamikräume im „Zukunftsvalley“ Südlich von Hamburg, in der „Baltic Riviera“ sowie in zwei Städtedreiecke in Schleswig-Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern hervortreten.

Langfristig ist eine wichtige räumliche Strategie die qualitative Entwicklung der Zentren. Ein Teil der Zentren muss künftig ein klares „Stadtversprechen“ abgeben – also ein urbanes Set an Angeboten, Räumen und Infrastrukturen bereithalten, das sie für urban orientierte Zielgruppen attraktiv macht. Das Rückgrat der Region bilden Mobilitäts-Korridore im 30-Minuten und 60-Minuten Takt. Auf der Ebene der Landschaften werden Versorgungslandschaften, rekreative Landschaften (die dem Tourismus dienen) und „stille Landschaften“ mit vorrangig ökologischer Funktion unterschieden.

Besonders wichtig für diesen Entwurf ist die Frage der künftigen Organisation der räumlichen Entwicklung. Vorgeschlagen wird eine Governancestruktur, die unmittelbar an den Handlungserfordernissen und materiellen Organisationsaufgaben ansetzt, die sich aus dem Entwurf ergeben. Aber sehen Sie selbst: Der Entwurf, eine kurze Zusammenfassung und ein Video mit Präsentation können im Folgenden heruntergeladen werden.

Entwurf von Urbanista: Greater North

Zusammenfassung Entwurf



Entwurf von RHA/RABE Landschaften

Das Gesamtbild als Entwicklungsstrategie für die Metropolregion Hamburg Die Souveräne Metropolregion Hamburg – Entwurf von Reicher HAASE Assoziierte und RABE Landschaften


RHA/RABE Landschaften zeigen einen Weg auf, wie sich die MRH von einer fragmentierten Region zu einer souveränen Region bis zum Jahr 2045 entwickeln kann: Dabei greifen sie gezielt die Herausforderungen und Chancen der Energie- und Mobilitätswende und des Klimawandels auf. Eine zentrale Antriebskraft in der Region ist die Dekarbonisierung des Energiesektors, wo die Metropolregion Hamburg eine Vorreiter Rolle einnehmen kann. Der Energiereichtum wird vor Ort wirtschaftlich genutzt und etwa als grüner Wasserstoff nutzbar gemacht. Über die bestehende Infrastruktur der Häfen, Terminals und umgewidmeten Gasnetzen kann die Energie bundesweit transportiert werden. Diese Chance der wirtschaftlichen Entwicklung wird durch eine lebensqualitätssteigernde Raumstruktur untermauert: Starke Zentren sind eingebettet in intakten Landschaften, die durch eine Ergänzung und Ertüchtigung des SPNV-Systems miteinander klug vernetzt werden.

Die MRH verfügt bereits über eine Reihe an wunderschönen und artenreichen Landschaften unterschiedlicher Schutzkategorien. Das Leitbild der intakten Landschaften macht einen Vorschlag zur Trendwende in der Freiraumentwicklung. Das Leitbild besteht aus einem klug koordinierten Zusammenspiel unterschiedlicher neuer Raumtypologien aus funktionierenden, lebendigen und schönen Landschaften und deren nachhaltiger Bewirtschaftung, als blau-grüne Infrastruktur und ressourcenschützenden Lebens- und Wirtschaftsraum. Von den schönen Landschaften sollen die Menschen der Region in der Zukunft leben und überleben.

Zum Schutz der Landschaft und vor dem Hintergrund einer neuen Attraktivität ländlicher Räume soll die Flächeninanspruchnahme minimiert werden. Im Sinne einer dezentralen Konzentration wird die Siedlungsentwicklung im Bereich bestehender Zentren mit einer hohen dichte an Arbeitsplätzen und einer leistungsfähigen (Schienen)Verkehrsinfrastruktur konzentriert. Dafür werden die vier Raumtypen vorgeschlagen: Metrokerne, Wachsende Verflechtungsräume, Entwicklungsschwerpunkte und Multikodierte Räume mit unterschiedlichen Entwicklungspfaden als Modell für eine souveräne Region. Für die Raumtypen entwickeln RHA/RABE Landschaften eine sehr ausdifferenzierte Ortstypologie.

Die Schiene stellt den Schlüssel für eine erfolgreiche Verkehrswende und eine effiziente transportorientierte Siedlungsentwicklung dar. Das bestehende auf den Knotenpunkt Hamburg ausgerichtete System wird durch gestärkte und vervollständigte Tangentialverbindungen und leistungsfähigere Achsen erweitert. Neben den Fernverkehrsknoten kommt den Regionalverkehrsknoten eine zunehmende Bedeutung zu. Sie bieten nicht nur Umstiegsmöglichkeiten zwischen SPNV-Verbindungen, sondern sind als Mobilstationen mit dem lokalen Verkehrsnetz verbunden. Neben dem Personenverkehr wird zukünftig auch ein höherer Anteil des Güterverkehrs abseits der Straße transportiert. Dabei kommt einer Stärkung der trimodalen Umschlagplätze eine besondere Bedeutung im Sinne einer Optimierung von Lieferketten zu.

Zusätzlich identifiziert das Team Transformationsvorreiter als Schwerpunkträume des Umbaus der Metropolregion. Der Raum der Elbmündung spielt als Vorreiter der Dekarbonisierung der Energieproduktion und -nutzung eine bundesweit bedeutende Rolle. Die Neue Achse von Lübeck über Wismar bis Schwerin fungiert als Vorreiter eines endgültigen Zusammenwachsens von historisch getrennten Räumen. Der Raum entlang der gestärkten Amerikalinie zwischen Soltau und Uelzen entwickelt sich als Vorreiter einer zukunftsfähigen Logistik zwischen den Häfen der MRH und dem Raum Hannover. Hier entstehen wichtige Hubs als bi- und trimodale Umschlagplätze. Die Verflechtungsräume zwischen Buchholz und Lüneburg, Pinneberg/Elmshorn und Bad Oldeslohe/Ahrensburg gehen als Vorreiter der Verkehrswende den Weg eines konsequenten Zusammendenkens von Mobilitäts- und Siedlungsentwicklung voran und verbinden suburbane und ländliche Wohnqualitäten mit urbanen Zentren und Erreichbarkeiten. Aber sehen und lesen Sie selbst:

Entwurf von RHA/RABE: Souveräne Region

Abschlussbericht mit Erläuterungen zu den Raumfiguren




Haben Sie Fragen?

Dr. Deborah Heinen

Koordinatorin Leitprojekt „Gemeinsam die räumliche Entwicklung steuern“

Geschäftsstelle der Metropolregion Hamburg

Haben Sie Fragen?

Cynthia Wester

Koordinatorin Leitprojekt „Gemeinsam die räumliche Entwicklung steuern“

Geschäftsstelle der Metropolregion Hamburg

Federführend für das Projekt:

Dagmar Kilian

Arbeitsgemeinschaft der Hamburg-Randkreise