Leitprojekt Wohnen Regionale Wohnungskonferenz Pinneberg

Am 3. April 2023 lud der Kreis Pinneberg gemeinsam mit den Hamburger Bezirken Altona und Eimsbüttel zur regionalen Wohnungskonferenz in die Drostei in Pinneberg ein. Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Leitprojektes Wohnen (Teilprojekt Regionale Wohnungsmarktkonferenzen) von der Metropolregion Hamburg gefördert und rückte das Thema „Berücksichtigung von Klimaschutz und Klimafolgen im Wohnungsbau“ in den Fokus.

Regionale Wohnungskonferenz Pinneberg

Regionale Wohnungskonferenz Pinneberg

Rund 80 Teilnehmende folgten der Einladung zur Regionalen Wohnungskonferenz in Pinneberg. Nach einem Impulsvortrag wurden inspirierende Praxisbeispiele aus Hamburg und dem Kreis Pinneberg präsentiert. Anschließend wurden die Herausforderungen des Klimaschutzes und mögliche Lösungsansätze gemeinsam mit Fachleuten aus Politik, Verwaltung sowie der Wohnungswirtschaft diskutiert. Zum Ausklang nahmen die Teilnehmenden die Gelegenheit wahr, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich untereinander zu vernetzen. Die Veranstaltung wurde flankiert von einem Auszug der Ausstellung „Stadtgestalt im Klimawandel“, die von der Hamburger Stiftung Baukultur (HSBK) zur Verfügung gestellt wurde.

Klimafreundlicher Wohnungsbau

Nach einer kurzen Einführung durch den Moderator Ralf Starke (steg Hamburg) wiesen die Landrätin des Kreises Pinneberg, Elfi Heesch, und die Bürgermeisterin der Stadt Pinneberg, Urte Steinberg, in ihren Grußworten auf die große Aufgabe hin, Lösungen für ein klimafreundliches und zugleich günstiges Wohnen zu entwickeln. Hierfür dürfe die Priorität aber nicht nur auf dem Neubau liegen, sondern insbesondere müsse auch die Sanierung des Wohnungsbestandes eine wichtige Rolle spielen. Um den großen Wohnungsbestand in Ein- und Zweifamilienhäusern, zu denen rund 90 Prozent der Wohnungen im Kreis Pinneberg zählen, sanieren zu können, brauche es vor allem verlässliche Förderprogramme. Frau Heesch appellierte daran, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern sich den Herausforderungen gemeinsam und proaktiv zu stellen.

Praxisbeispiele aus Hamburg und dem Kreis Pinneberg

Peter Friemert, Geschäftsführer des Zentrums für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt (ZEBAU), erläuterte in seinem Impulsvortrag fünf klimaschutzbezogene Ziele in der Stadtplanung. Hierzu zählt die Steigerung der Klimaresilienz in Bestandsquartieren, die mittels Maßnahmen der Klimaanpassung, darunter Regenwassermanagement sowie Dach- und Fassadenbegrünung, erreicht werden könnte. Darüber hinaus müssten neben der energetischen Gebäudesanierung insbesondere im Neubau verstärkt ökologische Aspekte Berücksichtigung finden, etwa durch Erhöhung des Gebäudeeffizienz-Standards. Auch müsse der Wohnungsneubau zwingend die sich im Rahmen des demographischen Wandels verändernden Bedarfe berücksichtigen, beispielsweise hinsichtlich der Wohnungsgrößen und -zuschnitte. Letztlich ginge es auch darum, durch das Recycling von Baustoffen die Nachhaltigkeit des Bauens zu fördern und durch den Ausbau erneuerbarer Energien in der Wärmeversorgung den Weg zur Klimaneutralität im Gebäudesektor zu ebnen.
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Die Praxisbeispiele lieferten den Teilnehmenden spannende Einblicke in verschiedene innovative Lösungsansätze.

Antonia Schulitz, Leiterin des Klimaschutzmanagements im Bezirksamt Eimsbüttel, präsentierte die Ziele und Maßnahmen des bezirklichen Klimaschutzkonzeptes und wie das Verwaltungshandeln zur Erreichung der Klimaschutzziele beitragen können, beispielsweise durch Festsetzungen in Bebauungsplänen oder die Festsetzung von Klimaleitlinien für den klimagerechten Wohnungsbau im Wohnungsbauprogramm. 
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Im Anschluss daran erläuterte Christopher Seydewitz von der Stadtentwässerung Wedel anhand mehrerer Beispiele wie die Folgen von Starkregenereignissen durch besondere Maßnahmen der Oberflächenentwässerung gemindert werden können und wie diese durch Festsetzungen bereits in der Bauleitplanung Berücksichtigung finden können. 
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Petra Litke vom Bezirksamt Altona zeigte anhand der Beispiele Op’n Hainholt und Schenefelder Holt wie die Umsetzung eines energetischen Quartierskonzepts unter Beteiligung verschiedener Akteure auf lokaler Ebene gelingen kann. 
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Zu guter Letzt berichtete Sandra Maader, Vorständin der Neuen GeWoGe Wohnungsbaugenossenschaft, welchen Herausforderungen sie sich im Spannungsfeld der steigenden Baukosten, steigenden Finanzierungskosten und neuen gesetzlichen Anforderungen sowohl im Wohnungsneubau als auch bei der Sanierung des Wohnungsbestandes zu stellen hat.
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Regionale Wohnungskonferenz Pinneberg

​​​​​​​Neben den Referierenden nahmen Tina Unruh, Vorsitzende der Hamburger Stiftung Baukultur, und Elfi Heesch an der Podiumsdiskussion teil. Darin wiesen die Expert:innen insbesondere darauf hin, dass zur erfolgreichen Erreichung der Klimaschutzziele viele verschiedene Akteure ins Boot geholt werden müssten, so Antonia Schulitz. Tina Unruh wies darüber hinaus darauf hin, dass es auch darum gehe, eine Übersetzung herzustellen, um Maßnahmen bürgernah und nahbar zu erklären. Ein Ansatz hierfür sei, gute Beispiele dafür zu zeigen, wie die Stadt der Zukunft aussehen kann. Christopher Seydewitz wies darauf hin, dass die Lösungen nicht nur aus Einzelmaßnahmen bestehen dürften, sondern Maßnahmen aus verschiedenen Bereichen, z. B. Mobilität und Entwässerung, in der Planung miteinander verknüpft werden müssten, um Synergien zu heben. Dadurch könnten Zielkonflikte auf Verwaltungsebene diskutiert und gelöst werden. Peter Friemert plädierte dafür, zu vielen Themen eine neue Haltung entwickeln. Es dürfe nicht nur diskutiert, sondern müsse auch umgesetzt werden. Es gelte, kreative Lösungen zu entwickeln – nicht mehr zu fragen, ob wir es tun, sondern wie wir es tun.

Im Anschluss an die Diskussionsrunde konnten die Veranstaltungsteilnehmenden ihre Fragen und Anmerkungen einbringen. Dabei ging es insbesondere um die Frage, wie mit den steigenden Baukosten zukünftig umgegangen werden könne. Es sei wichtig, die Kapazitäten im Bau weiterhin abzurufen und Projekte nicht auf Eis zu legen. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass Fachkräfte abwandern. Um dies zu verhindern, laute der Appell an die Politik, mit verlässlichen Förderprogrammen Planungssicherheit herzustellen. Um die klimagerechte Transformation im Wohnungsbau zu ermöglichen, müsse der Umbau gegenüber dem Neubau sehr viel stärker in den Fokus rücken. Dabei müsse auch über neue Standards hinsichtlich Wohnungsgröße, Schallschutz etc. nachgedacht und Anforderungen sowie Verordnungen überprüft werden, um Ressourcen zu schonen.

Elfi Heesch bedankte sich zum Ende der Veranstaltung für den Dialog und Austausch. Es gehe nun darum, nicht mehr nur zu schnacken, sondern zu machen, zu experimentieren und auszuprobieren.