Modellvorhaben der Raumordnung KomZerti – Zertifizierungsprogramm für Flächensparende Gemeinden

Die Metropolregion Hamburg entwickelt mit ‚KomZerti‘ einen neuen Ansatz, der Gemeinden bei einer selbstgesteuerten Auseinandersetzung mit dem Thema effizientes Flächenmanagement unterstützen soll.

Ablauf KomZerti – Zertifizierungsprogramm für flächensparende Gemeinden

KomZerti – Zertifizierungsprogramm für Flächensparende Gemeinden

Logo KomZerti

Das Projekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren und wird durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung als ‚Modellvorhaben der Raumordnung‘ gefördert (moro-flaeche.de). In dem Projekt wollen die Geschäftsstelle der Metropolregion Hamburg, die Technische Hochschule Lübeck und die HafenCity Universität Hamburg zusammen mit interessierten Gemeinden in der Metropolregion Hamburg ein Zertifizierungsprogramm für Flächensparende Kommunen entwickeln.

Ein effizientes Flächenmanagement in der Siedlungsentwicklung gewinnt hinsichtlich der zunehmenden Flächenkonkurrenzen an Dringlichkeit. Gemeinden haben die schwierige Aufgabe, bezahlbaren Wohnraum, Wirtschaftsförderung, Freiraumschutz und Ernährungssicherheit unter einen Hut zu bekommen. Gleichzeitig müssen sie mit einer alternden oder sinkenden Bevölkerung umgehen, auf explodierende Kosten für Infrastruktur gefasst sein, auf Leerstand oder gar Zerfall in Dorfzentren reagieren, kurze Wege für alte und jungen Menschen gewährleisten, sich auf Folgen des Klimawandels einstellen und auf eine emissionsfreie Energieversorgung hinarbeiten.

Effizientes Flächenmanagement ist deshalb nicht Verzicht, sondern ein aktiver Beitrag zum Erhalt einer lebenswerten dörflichen oder ländlichen Umgebung, die attraktiv für Geschäfte, Betriebe, neue Einwohner/-innen oder Besucher/-innen ist. Und nicht zuletzt sichert ein attraktiver Wohn- und Wirtschaftsstandort auch die Werte vorhandener Immobilien.

Mit ‚KomZerti‘ wird ein Zertifizierungsprogramm entwickelt, das Gemeinden in der Metropolregion Hamburg, die ihre Flächen effizient managen, auszeichnet. Im Rahmen des MORO wird die Zertifizierung entwickelt und in ausgewählten Pilotgemeinden praktisch erprobt. Dabei werden verschiedene Instrumente der Siedlungsflächensteuerung in einem Maßnahmenkatalog aufbereitet, der auch kleineren Gemeinden einen einfachen Zugang zu neuen Ansätzen erleichtert. Gemeinden können aus einem breiten Instrumentenmix der Siedlungsflächensteuerung schöpfen und eigenständig geeignete Maßnahmen für ein Arbeitsprogramm auswählen. Durch die zunächst beispielhafte Umsetzung soll die Machbarkeit und Sinnhaftigkeit es entwickelten Zertifizierungsprogramms in den Gemeinden sichergestellt und das Konzept der Zertifizierung, falls nötig, angepasst werden.

Die Teilnahme am Projekt ‚KomZerti‘ lohnt sich für die Pilotgemeinden in mehrfacher Hinsicht: Die Pilotgemeinden erhalten das Handwerkszeug, um unter anderem Flächenpotenziale und Baulücken im Innenbereich auf den Markt zu bringen, Grün- und Freiflächen sinnvoll zu schützen oder kontextsensitive kompakte Entwicklung im Außenbereich zu intensivieren. Das Thema effizientes Flächenmanagement wird dabei selbst bestimmt behandelt, indem individuell geeignete Ansätze aus dem Maßnahmenkatalog ausgewählt und in einem Arbeitsprogramm für die Gemeinde festgelegt werden. Das Ziel: An die Stelle möglicher innerörtlicher Auseinandersetzung tritt die zielorientierte Befassung mit Lösungsmöglichkeiten. Die Pilotgemeinden erhält Unterstützung von den Projektpartnerinnen und einem beauftragten Planungsbüro.

Der Zeitplan

Seit dem Jahreswechsel 2023/2024 stehen die vier Kommunen fest, die als Pilotgemeinden an dem Projekt teilnehmen:

  • Stadt Stade
  • Stadt Geesthacht
  • Einheitsgemeinde Hagen im Bremischen
  • Stadt Reinbek

Politischer Beschluss (01.01.2024-31.03.2024)

Die vier Pilotgemeinden initiieren aktuell ihre Teilnahme durch einen kommunalpolitischen Beschluss. Die Gemeindevertretung bzw. der Rat oder ein Ausschuss beschließen formell die Teilnahme am Zertifizierungsprogramm. So wird sichergestellt werden, dass die Entscheidung zur Teilnahme am Zertifizierungsprogramm von Politik und Verwaltung in der Gemeinde mitgetragen wird und die politischen Entscheidungsträger/-innen bereit sind, flächenbezogene Problemlagen konkret zu adressieren

Erstellung eines Arbeitsprogramms (01.04.2024-31.12.2024)

Verwaltungsintern haben die vier Pilotgemeinden Arbeitsgruppen zusammengestellt, die sich mit dem Maßnahmenkatalog, der für das Projekt entwickelt wurde, auseinandersetzen. Die vier Teams wägen ab, welche der vorgeschlagenen Maßnahmen und konkreten Handlungsoptionen in ihrer Gemeinde geeignet sind. Ausgehend vom Maßnahmenkatalog erarbeitet sie ein Arbeitsprogramm, das den Herausforderungen und Erfordernissen bei der Siedlungsflächenentwicklung in der Gemeinde Rechnung trägt. Dies ist ein selbstbestimmter Prozess, in dem individuell für die Gemeinde geeignete Schritte aus dem Maßnahmenkatalog ausgewählt werden. Das Arbeitsprogramm soll Ende Dezember 2024 von der Gemeindevertretung bzw. dem Rat verabschiedet werden.

Die Projektpartnerinnen Metropolregion Hamburg, Technische Hochschule Lübeck und HafenCity Universität Hamburg beraten die Arbeitsgruppen bei Fragen zum Zertifizierungsprogramm während der Vorbereitung und Erstellung des Arbeitsprogramms individuell. Zusätzlich werden Qualifizierungsworkshops für die Pilotgemeinden angeboten, in denen aufkommende Fragen zum Maßnahmenkatalog adressiert, und ausgewählte Themen vertieft werden. Um den personellen und zeitlichen Mehraufwand, der sich durch das Programm in den Gemeinden ergibt, abzumildern, können die Pilotgemeinden auch für konkrete Fragestellungen die Unterstützung eines im Rahmen des Projekts beauftragten Planungsbüros in Anspruch nehmen.

Auszeichnung der Gemeinden (01.01.2025-31.03.2025)

Ein Zertifizierungssystem ist ein Verfahren zum Qualitätsmanagement. Durch die Standardisierung werden Maßnahmen und Handlungen messbar und vergleichbar. In der Metropolregion Hamburg gibt es bereits einige Beispiele für Zertifizierungsprogramme, durch die Gemeinden sich für ihre Vorreiterrolle in einem Themenfeld auszeichnen lassen. Dazu gehört beispielsweise das Zertifizierungsprogramm für grüne Gewerbegebiete in Mecklenburg-Vorpommern. Für die Auszeichnung erstellen die Gemeinde einen Kurzbericht für die Metropolregion Hamburg. Darin sind die Selbstevaluation anhand des Maßnahmenkatalogs und die erarbeiteten Arbeitsprogramme mit vorgesehenen Maßnahmen und ihrem Umsetzungsstand enthalten. Mittels eines vorher definierten und im Planspiel erprobten Indikatorensets werden die Bestrebungen der Gemeinden, in der Siedlungsentwicklung effizient mit Flächen umzugehen, mit einem Zertifikat ausgezeichnet.

Verstetigung

Die Metropolregion Hamburg ist kein Planungsverband. In den Gremien wie dem Regionsrat, dem Koordinierungskreis Raumentwicklung oder der Facharbeitsgruppe Siedlungsentwicklung stimmen sich z.B. die Landesplanungsbehörden und Träger der Regionalplanung untereinander ab und stoßen Projekte an. Der nachhaltige Umgang mit Flächen wurde deshalb schon in verschiedenen Strategiepapieren und Projekten adressiert.

Wir wollen deshalb versuchen, die Zertifizierung in der Metropolregion dauerhaft langfristig verstetigen. Sie soll für alle Gemeinden in der Metropolregion zur Verfügung stehen.

Interessiert an einer Zertifizierung?

Wenn Sie an einer Zertifizierung interessiert sind, setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Wir informieren Sie gerne über den Ablauf und geben Ihnen einen Einblick in den standardisierten Maßnahmenkatalog. Bitte wenden Sie sich an:

Charlotte Muhl
HafenCity Universität Hamburg
charlotte.muhl@hcu-hamburg.de
040 42827-5252

Svenja Müller
Technische Hochschule Lübeck
svenja.mueller@th-luebeck.de
0451 300-5783

Swen Wacker
Geschäftsstelle der Metropolregion Hamburg
swen.wacker@metropolregion.hamburg.de
040 42842-2603

 

Das KomZerti Projektteam (v.l.n.r.) Prof. Frank Schwartze, Swen Wacker, Charlotte Muhl, Svenja Müller, Dr. Deborah Heinen und Prof. Jörg Knieling beim Kick-Off Termin in der HafenCity Universität