Mobilitätsmanagement Reallabor im Landkreis Cuxhaven

Der Landkreis Cuxhaven steht aufgrund seiner geringen Bevölkerungsdichte und der demografischen Entwicklung vor großen Herausforderungen bei der Stärkung nachhaltiger Mobilität. Zahlreiche neue Mobilitätsangebote und Lösungsansätze fokussieren sich auf städtische Räume und sind aus verschiedenen Gründen nur schwer auf ländliche Regionen übertragbar. Die wenigen Buslinienverkehre im Landkreis sind vor allem auf den Schülerverkehr ausgerichtet.

Dieser Bringer wird der Bringer

Reallabor im Landkreis Cuxhaven

Nachhaltige Mobilitätslösungen für den ländlichen Raum

Das Reallabor nimmt sich dieser Herausforderung an und untersucht, inwieweit das Instrumentarium des Mobilitätsmanagements zu einem positiven Mobilitätswandel im ländlichen Raum beitragen kann. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Notwendigkeit nachhaltiger Mobilitätslösungen im Sinne der Daseinsvorsorge und des Klimaschutzes zu schärfen.

Analyse des bestehenden Verkehrssystem

Der Landkreis Cuxhaven zeigt ein differenziertes Verkehrssystem. Den öffentlichen Verkehr (ÖV) bilden in erster Linie die Regionalbahnlinien Cuxhaven – Hamburg, Cuxhaven – Bremerhaven, Bremerhaven - Bremen, Bremerhaven – Buxtehude. Zusätzlich dazu gibt es einige Buslinien, die hauptsächlich auf den Bedarf von Schülern ausgerichtet sind sowie einzelne Stadtbuslinien in Cuxhaven und Linien, die aus Bremerhaven ins Umland führen. Die Feinerschließung wird durch Anruf-Sammel-Taxis gewährleistet. Der Straßenverkehr wird durch drei wichtige Bundesstraßen sowie die Autobahn nach Cuxhaven geprägt. Das Radwegenetz ist unterschiedlich gut ausgebaut, zeigt auch einige Lücken.

Eine Analyse der Verkehrsmittelnutzung ergab, dass der Anteil des MIV (Motorisierten Individualverkehrs) im Landkreis Cuxhaven höher ist als im weiteren Umland der Metropolregion. Ebenfalls auffällig: Der Anteil der Nutzenden von öffentlichen Verkehrsmitteln ist mit nur 1% sehr deutlich geringer, auch der Fahrradverkehr ist geringer als im Umland der Metropolregion Hamburg.

Weiterentwicklung des AnrufSammel-Taxi-Systems

Als bedarfsgerechte Ergänzung zum straßengebundenen ÖPNV gibt es im Landkreis Cuxhaven ein Anruf-Sammel-Taxi-(AST-) System, welches aufgrund geringer Bündelungseffekte noch freie Kapazitäten bietet. Mit dem Projekt soll insbesondere die Bekanntheit des Angebotes als Alternative zum eigenen Auto gesteigert werden und somit ein besserer Besetzungsgrad der Fahrten erreicht werden. Auf Grundlage der Mobilitätsanalyse werden 3 bis 4 Pilotstandorte identifiziert, für welche Standorte werden konkrete Ziele definiert. Darauf aufbauend, werden konkrete Maßnahmen geplant und im weiteren Projektverlauf umgesetzt. Schwerpunkt der Maßnahmen ist dabei die Steigerung der Nutzung des AST-Systems. Als wichtiger Bestandteil des Reallabores wird, kurz vor Ende der Projektlaufzeit, die Verkehrssituationen erneut analysiert und mit den angestrebten Zielen verglichen. Daraus ergeben sich wichtige Erkenntnisse über die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen. Aus diesen Erkenntnissen wird ein Leitfaden für andere Orte, Gemeinden und Landkreise in der Metropolregion entwickelt. Dieser Leitfaden zeigt auf, wie die Ausgangslage systematisch erfasst werden kann realistische, umsetzbare sowie messbare Ziele definiert und wie die dafür passenden Maßnahmen zu finden sind. Außerdem werden hilfreiche Tipps für die Umsetzung der Maßnahmen gesammelt, um möglichen Problemen frühzeitig zu begegnen.

Auftakt-Werkstatt

Am 07.03.2023 fand in Cuxhaven eine kreisweite Auftakt-Werkstatt mit Akteuren aus den Bereichen Verkehr und Mobilität statt.

Impressionen Auftaktwerkstatt Reallabor Landkreis Cuxhaven: Mobilitätsmanagement im ländlichen Raum

Inputvortrag Auftaktwerkstatt
Zusammenfassung der Diskussionsergebnisse

Pilotgebiete im Landkreis Cuxhaven

Als Pilotgebiete, in denen Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden, haben sich folgende Räume herauskristallisiert:

  • Börde Lamstedt und Hemmoor (Südkreis)
  • Beverstedt – Hagen im Bremischen – Loxstedt

Ausschlaggebend für die Auswahl der Pilotgebiete waren neben Hinweisen aus der Auftakt-Werkstatt auch die Ergebnisse umfangreicher Analysen zur Mobilität im Landkreis, insbesondere zum ÖPNV und zu AST-Verkehren.

Angebotsanalyse und Befragung im Pilotgebiet Lamstedt – Hemmoor (Südkreis)

Die beiden Pilotgebiete wurden jeweils in einer Angebotsanalyse und einer Befragung analysiert.

Die Erschließungsqualität des ÖPNV im Südkreis wurde dabei grundsätzlich als gut bewertet, durchschnittlich sind 70% der Bevölkerung in den Gemeinden gut erschlossen, die nächste ÖPNV-Haltestelle befindet sich maximal 300m entfernt. Der Anteil der Einwohnenden ohne ÖPNV-Erschließung (Haltestelle >500m entfernt) liegt zwischen 6 und 11%. Des Weiteren wurde die Bedienqualität und die Verbindungsqualität untersucht. 

Neben der Angebotsanalyse fand auch eine Befragung der Menschen in den Gemeinden im Landkreis Cuxhaven statt. Diese ergab eine grundsätzlich eher geringe Nachfrage nach den Angeboten des ASTs und Bürgerbusses. Zwar gibt es Kenntnisse über die Angebote, allerdings nur wenig über konkrete Fahrzeiten oder Funktionsweise. Auch konnte nur ein sehr geringer Teil der Befragten Faktoren nennen, die diese zu einem Umstieg und der Nutzung von Bürgerbus bewegen würden. Auch MIV zeigt in der Befragung eine hohe Bedeutung.

Die detaillierten Ergebnisse der Angebotsanalyse und der Befragung können Sie hier abrufen.

Angebotsanalyse und Befragung im Pilotgebiet Beverstedt – Hagen im Bremischen - Loxstedt

Auch die zweite Pilotregion wurde auf ihre Erschließungs-, Bedien- und Verbindungsqualität im Rahmen einer Angebotsanalyse untersucht. In den Gemeinden ist ebenfalls eine solide ÖPNV-Erschließung aufzufinden, jedoch ebenfalls mit einigen vereinzelten Lücken in der Erschließung.

Die Verbindungsqualität zeigt neben guten Reisezeiten entlang der Schienenverbindungen auch recht attraktive Reisezeiten auf den meisten Relationen ohne Schienenverkehrsanbindung.

Die Bürger*innenbefragung ergab ein ähnliches Ergebnis, wie schon im Südkreis. Die AST- Nutzung ist in den drei Regionen ebenfalls sehr gering, die regelmäßige Nutzung verteilt sich je nach Gemeinde zwischen 4-12%. Der Großteil der Befragten gibt an, ASTs nie zu nutzen. Jedoch ist das Angebot den Gemeinden bekannt, 3 von 4 Befragten kennen das Angebot der ASTs. Auffällig ist, dass sich Informationen im Schnitt häufiger über Mund-zu-Mund-Propaganda verbreiten, als über offizielle Informationsmaterialien.

Alle Ergebnisse der Analyse und Befragung können Sie hier abrufen.

Die nächsten Schritte

Im weiteren Verlauf arbeitet das Reallabor an Umsetzungsworkshops, um die Bekanntheit und die Nutzung des Angebotes der Anruf-Sammel-Taxis weiter zu steigern und ggf. auch weitere Mobilitätsangebote zu integrieren, um die Mobilitätswende im Landkreis Cuxhaven voranzubringen.

Die Ergebnisse der Umsetzungsworkshops werden in der zweiten Jahreshälfte 2024 an dieser Stelle veröffentlicht.

Aktuelle Dokumente und Veröffentlichungen

Den vollständigen Analyse-Ergebnisbericht finden Sie hier.


Kontakt

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Christina Röll

Projektkoordination Leitprojekt „Mobilitätsmanagement / Kompetenzcentrum Mobilität“, entsandt zum HVV

Hamburger Verkehrsverbund GmbH
Steindamm 94
20099 Hamburg
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